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PJ-Bericht: Kardiologie in Inselspital Bern open_in_new (6/2012 bis 10/2012)

Station(en)
alle kardiologischen Stationen
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Wuerzburg
comment Kommentar

Ich selbst habe kurzzeitig nach meiner Bewerbung für die Kardiologie im Inselspital Bern und dem Lesen von den ziemlich negativen Bewertungen hier überlegt, ob ich nicht doch noch wechseln sollte und mein PJ-Tertial an einer anderen Klinik absolvieren sollte. Retrospektiv lässt sich sagen, dass es eine gute Entscheidung war dies nicht zu tun. Warum möchte ich hier im Folgenden ausführen.

Zu meiner Person: Da ich schon zu Beginn des Studiums wusste, dass ich mal Kardiologe werden möchte, habe ich große Teile meines Studiums auch daraufhin ausgerichtet und viele meiner Famulaturen oder Hospitationen in verschiednene kardiologischen Einrichtungen absolviert. Insofern bilde ich mir ein, einigermaßen einschätzen zu können wie "gut" oder "schlecht" die Arbeit auf einer kardiologischen Station ist und auch einen Vergleich herstellen zu können.

Zur Klinik: Es ist ein, bereits etwas in die Jahre gekommener Hochhausbau, wie er in den 70er Jahren mal state of the art gewesen sein muss. Jedenfalls bemerkt man an manchen Stellen gewisse Unpraktikabilität. Nichts desto trotz wird sich seitens der Direktion Mühe gegeben, doch gewisse Neuerungen zu implementieren. So ist beispielsweise das Panorama Restaurant der Etage S1 zu nennen, wo es auch eine Sonnenterrasse mit Aussicht auf Eiger und Jungfraujoch sowie Sonnenliegen für ausgedehnte Mittagspausen gibt. Jede Etage des Hauses hat einen eigenen Buchstaben. Die wichtigsten als PJler in der Kardio sind das "P" wo alle kardiologischen Bettenstationen sind, das "A" wo sich der Bereich HTx (Herztransplantationspatienten und Chronic Heart Failure Patienten) und das Ambulatorium befinden sowie die Etagen "F" und "S1" wo Verpflegung eingenommen werden kann.

In der Regel rotiert man während eines längeren Aufenthaltes als "Unterassistent"/UHU (so wird man als PJ in der Schweiz tituliert) durch viele kardiologische Bereiche. Sinnvoll und nicht sinnvoll wird hierbei wohl jeder unterschiedlich und unter eigenen Gesichtspunkten bewerten, ich schildere hier aber einfach mal meine Meinung und gebe eine kurze Bewertung ab.

Auf dem "P" findet sich eine 3-Teilung in P-Mitte, P-Nord und P-Süd. Im Abschnitt P-Nord findet sich auch die P-IMC, auf der gewisse überwachungspflichtige Patienten liegen und betreut werden.

Dem Bereich P würde ich insgesamt eine 1,5 geben. Eine glatte 1 wäre nicht angemessen, da man im Bereich P-Süd eigentlich nur Aufnahme nach Aufnahme macht bevor es heisst Befunde eintragen, Arztbrief erstellen und Patienten möglichst schnell entlassen. Richtig Zeit nehmen kann man sich hier in der Regel nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass viele PJler die hier keine kardiologische Vorbildung haben, anfangs leicht überfordert sind. Und da man ehrlicherweise sagen muss, dass die Station ohne einen Pjler nicht laufen könnte, da der Assistent die Arbeit alleine nicht schaffen kann, bleibt seitens der Assistenten wenig bis gar keine Zeit etwas zu erklären oder aktiv Hilfestellung zu geben. Dies bezeichne ich aber als systembedingten Fehler und diesen kann man den Assistenten sicher nicht negativ anrechnen. Wer sich hierüber im Klaren ist, sollte die größte Hürde für eine potentiell zufriedenen Aufenthalt hinter sich haben. Zu den kritischen Bewertungen vorher kann ich nicht viel sagen aber es sollte ja wohl jedem klar sein, dass man sich a) nicht alleine darauf verlassen kann ob der Student es gerade für nötig hält bei dem Patienten jetzt eine Koro durchzuführen und b) auch im Korolabor nochmal vom Assistenen und Oberarzt der Patient begutachtet wird. Zusätzlich hat die Klinik wohl darauf reagiert das teilweise zu wenige PJler da waren die dann naturgemäß bei einem Übermaß an Arbeit und zu wenig Freizeit für Erklärungen genervt waren und nimmt nun mehr Leute an. Hier kann man einen gewissen Lerneffekt positiv zu Gute halten. Die Assistenten sind zum übergroßen Teil super nett, immer hilfsbereit und erklären gern und viel. Zusätzlich wird die Meinung des PJ ernst genommen und in die Entscheidungsfindung mit ein bezogen. Man ist hier ein ganzes Stück selbstständiger als in Deutschland und das hat mir sehr gut gefallen. Die Blutentnahme und anhängen von (den allermeisten) Medikamenten wird hier von der viel selbständigeren Pflege übernommen. Ich kam mit fast allen gut aus und konnte auf Nachfrage oder wenn ich meine Hilfe angeboten habe auch mal eine Viggo legen (Wer das allerdings noch trainieren muss oder will ist hier falsch aufgehoben). Wenn man zum Oberarzt geht und eine Frage hat wird diese auch mit anschliessender kurzer Fachdiskussion beantwortet. Also eigentlich alles so wie es sein sollte. Auf der P-IMC bekommt man teilweise auch nochmal nicht kardiologische Patienten zu sehen bei denen noch nicht ganz klar ist woran sie momentan leiden. Das kann auch interessant sein.

Der Bereich HTx bekommt von mir eine 3. Man muss hierzu feststellen, dass die Assistenten sich zwar redlich bemühen einen hier nicht verkommen zu lassen und möglichst zu beschäftigen, jedoch ist die Leitung dieses Bereiches anscheinend nicht besonders begeistert über die Arbeit von Studenten und hält diese auch wohl für unnötig. Generell ist dieser wohl der sensibelste Bereich der Rotation und die Patienten werden sehr sehr stark umrsorgt. Einerseits kann ich das nachvollziehen, da das Patientenkollektiv teilweise natürlich entsprechend komplex ist und der PJ sicher nicht alles durchschauen und auf den ersten Blick verstehen kann. Andererseits weiss ich nicht was PJler in einem Bereich verloren haben, indem man weder Patienten aufnehmen, noch Briefe schreiben noch man etwas von dem Oberarzt oder gar dem Chef (den man vielleicht 1mal pro Woche sieht) erklärt bekommen würde ohne sehr penetrant nachfragen zu müssen. Der PJ wird hier als ziemlich unfähig betrachtet und so kommt es vor, dass man viel unliebsames zu erledigen hat, was meiner Ansicht nach nicht wirklich ärztlichem Handeln nahe kommt.

Was ich definitiv jedem PJ empfehle ist der Konsiliardienst. Hier bekommt man es mit schon älteren Assistenten zu tun die entsprechend über viel Erfahrung verfügen und sich auch motiviert fühlen dem PJ etwas beizubringen. Man kommt zusätzlich im Haus rum und kommt sogar mal in den Schockraum wenn dort ein reanimationspflichtiger Patient herein gebracht wird.

Das Ambulatorium habe ich selber leider nicht sehen können. Hier lernt man aber vor allem Briefe zu diktieren und Patienten in Gänze zu anamnestizieren (inkl. Sexualanamnese ;) ). Es ist anscheinend sehr vom Assistenten mit dem man dort zusammen arbeitet abhängig wie sehr man eingebunden oder nur für inadäquate Tätigkeiten abgestellt wird. Die dort tätigen Oberärzte seien jedoch ständig bemüht die Lehre und den Wissensstand des Studenten, vor allem bezüglich EKGs oder Echos voran zu treiben.

Kritisieren möchte ich zum Schluss noch die etwas unausgereifte Dienstplanung. Ich war trotz 16 Wochen Aufenthalt nicht in allen Bereichen in die man rotieren kann eingeteilt obwohl ich explizit nach dem Ambulatorium gefragt habe. Es wurde gesagt man werde sich darum kümmern aber ich habe dann nichts mehr von einer evtl. Dienstplanänderung zu meinen Gunsten gehört. Das fand ich etwas schade.

Abschliessend empfehle ich jedem der sich darüber bewusst ist, dass er hier als "bezahlte" Arbeitskraft angesehen und auch so behandelt wird, sich mal ein eigenes Bild zu verschaffen. Die Arbeitsbedingungen sind größtenteils gut und man kann eine Menge lernen. Ich konnte aus jeder Fortbildung etwas mitnehmen und man ging auch auf die Wünsche der Studenten ein. Mir hat es gefallen und ich würde es wieder tun.

Bewerbung

geht meiner Ansicht nach kurzfristig immer

Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Bildgebung
Fallbesprechung
EKG
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
EKGs
Poliklinik
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
767
Gebühren in EUR
40

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2