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PJ-Bericht: Orthopädie in Clinica Leon XIII open_in_new (7/2023 bis 9/2023)

Station(en)
Orthopädie/Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Diagnostik
Heimatuni
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Vorbereitung

Ich habe mein dreimonatiges Chirurgie-Tertial am Hospital Alma Máter (ehemals Clínica León XIII),

einem Lehrkrankenhaus der Universidad de Antioquia, absolviert.

Beworben hatte ich mich etwa 6 Monate im Voraus über das International Office der Medizinischen

Fakultät der UdeA (relacionesintermedicina@udea.edu.co). Es reicht eine formlose Anfrage an

diese E-Mail-Adresse zu schicken, woraufhin sie sich dann mit den benötigten

Bewerbungsunterlagen und -fristen melden. Zu beachten ist, dass Praktika in Krankenhäusern

immer nur für ganze Monate möglich sind, beginnend am ersten Werktag des Monats. Für mich fielen keine Gebühren an, da die UdeA eine Parteruni der Uni Gießen ist. Die andernfalls anfallenden Gebühren findet man auf der website der Medizinfakultät der UdeA.

Das geforderte Sprachniveau ist B2, nachzuweisen durch einen Test (der Spanischtest vom

Sprachzentrum der Uni wurde akzeptiert). Für Praktika im Krankenhaus würde ich das so auch

bestätigen. Ich hatte bereits vorher ein Auslandssemester an der UdeA gemacht und war deshalb

schon gut geübt und war auch sehr froh darum, da im Krankenhaus selbstständiges Arbeiten und ein

hohes sprachliches Niveau erwartet wird.

Ein Visum muss man in der Regel nicht beantragen. Man erhält von der UdeA ein

Einladungsschreiben, das man bei der Einreise vorzeigt und daraufhin vorerst eine Aufenthaltsdauer

von 90 Tagen bescheinigt bekommt. Vor Ablauf dieses Zeitraums kann man dann online bei

Migración Colombia eine Verlängerung von weiteren 90 Tagen beantragen, was bei mir problemlos

funktioniert hat.

Flüge findet man problemlos bei Airlines wie Avianca oder aireuropa.

Unterkunft

Die Unterkunftssuche gestaltet sich leider nicht leicht. Es ist in Kolumbien eher unüblich in WGs zu

wohnen, viele Studierende wohnen bei ihren Familien oder haben Einzelzimmer. Bei

Ausländer*Innen beliebte Stadtviertel sind Laureles, Estadio, oder El Poblado.

Ich habe mich allerdings für eine Unterkunft näher an der Universität / dem Krankenhaus

entschieden (Barrio Sevilla), die ich letzlich über AirBnB gefunden habe (eine Mischung zwischen

Touris und WG mit anderen Studierenden). Mir persönlich hat es dort sehr gut gefallen, da vieles in

Laufweite ist (Unicampus, Medizinfakultät, Hospital Alma Máter, Parque de los Deseos, Jardin

Botanico, Metrostation…). Diese Gegend hat allerdings nicht den besten Ruf und auch Studierende

meiden es in der Regel, dort nachts alleine unterwegs zu sein. Das liegt insbesondere daran, dass

dort nachts wenig los ist und es dementsprechend einsam ist. Ich habe mich insgesamt sicher

gefühlt, wenn man ein wenig aufpasst (auf der Straße kein Handy rausholen, zügig gehen und falls

möglich mit anderen Leuten zusammen unterwegs sein, nachts weitere Strecken mit dem Taxi

fahren).

Praktikum

Ich habe im Hospital Alma Máter drei Monate meines praktischen Jahrs in der Chirurgie

abgeleistet, davon zwei Monate in der Allgemeinchirurgie und einen Monat in der

Orthopädie/Traumatologie.

Als PJler (interno) in der UdeA hat man einen ganz anderen Status als in Deutschland. Man hat

deutlich mehr Aufgaben und wird fest im Team eingeplant. Dadurch hatte ich den Eindruck, dass

man viel lernt, aber auch unglaublich gefordert wird. Es gibt keinen Ausländer*Innen Bonus, man

hat kaum die Chance ein Wochenende frei zu bekommen.

In der Allgemeinchirurgie sind die Hauptaufgaben

- Morgenvisite: Man bekommt einige Patient*Innen zugeteilt, die man bis 7 Uhr morgens gesehen,

untersucht und eine Visitennotiz geschrieben haben muss. Dafür kommt man morgens in der Regel

zwischen 5:30 und 6 Uhr. Um 7 ist dann meistens ein Seminar / die Frühbesprechung. Danach geht

man mit den Professor*Innen auf Visite und stellt die Patient*Innen vor. Im Anschluss geht man

zusammen die Visitennotizen durch und macht Anforderungen für Untersuchungen etc.

- Chirurgie: Teilweise geht man (vor allem nachmittags) in den OP. Dort sind die Aufgaben ähnlich

wie in Deutschland (assistieren, Haken halten, …)

- Notaufnahmedienst: An manchen Tagen hat man Notaufnahmedienst (6 Uhr bis 19 Uhr). Dort ist

man mit einem/einer Assistenzärzt*In und einem/einer Professor*In für die Notaufnahme und

Konsile im Krankenhaus zuständig. Zu beachten ist, dass es in Kolumbien Urgentologos gibt, also

Fachärzt*Innen für Notfallmedizin. Diese sehen alle Patienten, machen die ersten Untersuchungen

und leiten sie dann an die verschiedenen Fachbereiche weiter. Es gibt also schon immer einen

Arztbrief zu den Patienten wenn man als Chirurg*in zu ihnen kommt.

- Nachtdienste: Man hat auch Nachtdienste, so ca. 2-6 im Monat. An diesen Tagen geht man auch

für die Morgenvisite (6- ca. 11h) ins Krankenhaus, hat dann frei und kommt um 19 Uhr wieder und

bleibt bis 7 Uhr morgens. Man ist mit Assistenzärzt*In und Prof für Notaufnahme, Konsile und ggf.

NotfallOPs zuständig. Den Tag danach hat man frei.

Arbeitszeiten: In der Allgemeinchirugie hat man ziemlich fordernde Arbeitszeiten, man ist

eigentlich jeden Tag spätestens um 6 da, und bleibt meistens bis 17 oder 19 Uhr, zusätzlich ca. einen

Nachtdienst pro Woche. Freie Tage gibt es kaum, je nach Besetzung im jeweiligen Monat. Bei mir

waren es zwischen einem und drei freien Tagen im Monat. An Feiertagen und Wochenenden muss

man arbeiten.

Orthopädie:

-Ähnliche Aufgaben wie in der Allgemeinchirurgie. Man hat allerdings keine Nachtdienste. Man

arbeitet an ca. 2 Wochenenden im Monat (nur Morgenvisite). Die übrigen hat man frei. Insgesamt

fand ich es dort deutlich angenehmer zu arbeiten. Die Profs sind insgesamt verständnisvoller und

Lehre spielt eine größere Rolle.

Insbesondere der Koordinator (Cristian) ist ein toller Mensch und super Dozent. Man lernt insgesamt wirklich viel und wird deutlich mehr gewertschätzt. Man kann viele praktische Aufgaben und super Betreuung übernehmen (Gipsen, Luxationen einrenken, im OP mitarbeiten, ...)

Alltag und Freizeit

Die Stadt hat unglaublich viel zu bieten. Endlose Kunst-, Kultur-, Feierangebote. Dazu am besten

im Reiseführer nachschauen oder googeln. Der Unicampus der Udea ist unglaublich toll, er ist

eigentlich wie eine kleine Stadt, mit vielen Veranstaltungen, Sport, … Ich kann sehr empfehlen sich

in einem Sportkurs der Uni anzumelden, dort lernt man auch super Studierende anderer

Fachrichtungen kennen. Versucht irgendwie freie Tage zu bekommen, oder plant davor oder danach

noch Urlaub ein um das Land kennen zu lernen (die Karibikküste, eje cafetero, Amazonas, …).

Fazit

Ich habe die Zeit in Medellín sehr genossen. Dies lag allerdings auch daran, dass ich dort schon ein

Auslandssemester gemacht hatte und dementsprechend schon viele Bekannte und Freund*Innen

dort hatte. Ohne diese Vorerfahrung stelle ich es mir ehrlich gesagt sehr schwierig vor bei den

Arbeitszeiten im Krankenhaus die Stadt kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Die

Arbeitszeiten sind heftig und man hat so gut wie keine freien Tage. Fachlich lernt man viel, die

Atmosphäre ist allerdings oft nicht gut (zumindest in der Allgemeinchirugie, in anderen

Fachrichtungen soll es anders sein), viele Ärzt*innen sind unglaublich gestresst, zeigen wenig

Interesse an Austauschstudierenden, und haben sehr hohe Erwartungen. Ich kann diese Klinik

zumindest in der Chirurgie also nur eingeschränkt empfehlen (wenn überhaupt eher in der

Orthopädie), man sollte sich wirklich gut überlegen, was man sich von dem Auslandsaufenthalt

erhofft. Andere Berichte zu PJ-Tertialen in dieser Klinik (siehe pj-ranking) scheinen damit übereinzu stimmen. Die Stadt und Universität sind toll und wenn man Zeit hat sie kennen zu lernen wird

man viele unvergessliche Erfahrungen machen.

Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Repetitorien
Prüfungsvorbereitung
Patientenvorstellung
Bildgebung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Poliklinik
Eigene Patienten betreuen
Gipsanlage
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei/billiger
Mittagessen regelmässig möglich

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1